Sorgen im Mittelstand
Jedes Jahr gibt es unterschiedliche Studien und Befragungen an den deutschen Mittelstand rund um das Thema Sorgen und Herausforderungen.
Die wohl bekannteste Studie ist das „EY Mittelstandsbarometer“.
Das EY Mittelstandsbarometer basiert auf einer repräsentativen Befragung von 800 mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Befragt wurden nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 10 Millionen und einer Milliarde Euro. Dafür wurde im November und Dezember 2021 eine telefonische Befragung durch ein unabhängiges Marktforschungsinstitut durchgeführt. Die Unternehmen wurden nach ihrer derzeitigen Geschäftslage, nach den konjunkturellen Aussichten für 2022, nach ihren Investitionsabsichten, der Beschäftigungssituation und Einstellungsplänen sowie den größten Gefahren für das eigene Geschäft befragt.
„Fachkräftemangel bedeutet größere Sorgen als Pandemie“
Diese Headline war für uns super interessant! Zumal wir dachten, dass Corona und Rohstoffknappheit die aktuell größte Sorge für den Mittelstand seien. Dies hört man zumindest jeden Tag in den Medien. Für manche Branchen trifft dies auch zu. Laut EY sind es allerdings weniger konjunkturelle Herausforderungen, die die Mittelständler umtreiben, sondern strukturelle Themen: Als große Gefahr für das eigene Unternehmen bezeichnen derzeit 67 Prozent der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 54 Prozent. Und hohe Rohstoffpreise bereiten 63 Prozent (Vorjahr: 38 Prozent) der Unternehmen Sorgen. Die Pandemie stellt „nur“ für 54 Prozent der Mittelständler eine Gefahr dar, eine schwache Konjunkturentwicklung für 51 Prozent.
Neueinstellungen sollen deutlich steigen
Laut EY planen derzeit 34 Prozent der befragten Unternehmen, die Zahl der Beschäftigten zu erhöhen. Nur bei sechs Prozent soll die Zahl der Mitarbeitenden sinken. Wahrscheinlich ist, dass die hohe Einstellungsbereitschaft aufseiten der Unternehmen, den Fachkräftemangel noch weiter befeuern wird. Bereits heute beklagen 80 Prozent der Unternehmen, dass es ihnen schwerfalle, neue und ausreichend qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Besonders hoch ist der Anteil bei Mittelständlern aus der Elektrotechnikbranche, der chemisch-pharmazeutischen Industrie sowie der Metallerzeugung und -verarbeitung. Deutlich entspannter sei die Lage im Kfz-Bau und im Handel.
Dies deckt sich auch mit der KMU-Studie der Gothaer Versicherung: Die KMU-Studie der Gothaer Versicherungen hat auch 2021 wieder in kleinen und mittelständischen Unternehmen nachgefragt, wie sie im „War for Talent“ bestehen und wie gut Mitarbeitende verschiedener Generationen im Betrieb zusammenfinden. Nach wie vor haben 40 Prozent der KMUs Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal für ihr Unternehmen zu gewinnen und zu binden (2020: 39%). Interessant sind die Unterschiede zwischen kleinen und größeren Unternehmen: Während 44 Prozent der Unternehmen mit 11-20 Mitarbeitenden diese Schwierigkeiten haben, sind es beim Kleinstgewerbe mit einem bis zu zehn Arbeitskräften nur 28 Prozent. Also: Je größer die Firma, desto deutlicher auch die Probleme der Mitarbeitergewinnung.
Fachkräftemangel – Mythos oder ernsthaftes Problem? Mehr zu dem Thema findet Ihr in unserem spannenden Blogbeitrag!